Bereits bei Abschluss eines Darlehensvertrags wird die Gesamthöhe der Restschuld definiert: Sie entspricht der aufgenommenen Darlehenssumme abzüglich des im Vertrag festgelegten Eigenkapitals. Mit jeder monatlichen Rate reduziert sich die Restschuld um den Tilgungsanteil des Darlehens. In den ersten Jahren einer Annuitätendarlehenphase fällt der Tilgungsanteil vergleichsweise gering aus, dafür ist der Zinsanteil hoch. Im Zeitverlauf kehrt sich dieses Verhältnis um – die Restschuld sinkt immer schneller.
Die Restschuld ist für verschiedene Akteure von Bedeutung:
- Kreditnehmer behalten so den Überblick über ihre finanzielle Belastung und können Wege zur schnelleren Entschuldung planen.
- Banken prüfen anhand der Restschuld, ob ein Anschlusskredit nötig ist, und legen neue Konditionen fest.
- Steuerberater und Finanzplaner nutzen die Restschuld als Kennzahl für Vermögensbilanzen und Liquiditätsprognosen.
- Tilgungsrate: Höhere Anfangstilgungen reduzieren die Restschuld schneller und senken die Gesamtkosten der Zinszahlungen.
- Zinsbindung: Ein fester Zinssatz über einen bestimmten Zeitraum gibt Planungssicherheit, verändert jedoch nicht direkt die Restschuld, sondern beeinflusst die Höhe der Zins - und Tilgungsanteile.
- Sondertilgungen: Außerplanmäßige Zahlungen verringern die Restschuld sofort und sparen Zinskosten, da der Zinsanteil künftig auf eine geringere Darlehenssumme entfällt.
- Laufzeit : Eine längere Vertragslaufzeit verteilt die Tilgung auf mehr Jahre, wodurch die Restschuld langsamer abnimmt – bei gleicher Rate sinkt sie jedoch kontinuierlich.
- Sondertilgungsklauseln nutzen: Viele Darlehensverträge erlauben jährliche Sondertilgungen bis zu einem bestimmten Prozentsatz ohne Gebühren.
- Erhöhung der regelmäßigen Raten: Wer es sich leisten kann, kann eine höhere Tilgungsrate vereinbaren, um die Restschuld schneller abzubauen.
- Umschuldung bei günstigeren Zinsen: Sinkende Marktzinsen können durch Umschuldung zu einer niedrigeren Zinsbelastung führen. Der frei werdende Spielraum kann zur zusätzlichen Tilgung genutzt werden.
- Flexibler Tilgungsplan : Moderne Banken bieten variable Tilgungsmodelle an, bei denen der Kreditnehmer je nach Einkommenslage die Rate anpassen kann.
Am Ende der Zinsbindungsfrist bleibt oft noch eine signifikante Restschuld bestehen. Diese wird bei der Anschlussfinanzierung zum Ausgangspunkt für den neuen Kredit. Eine möglichst geringe Restschuld erhöht dabei die Chance auf bessere Konditionen , da das Finanzierungsvolumen sinkt und das Eigenkapital steigt.
Praxisbeispiel: Herr Müller hat 300.000 € aufgenommen und tilgt zu Beginn mit 2 % jährlich. Nach zehn Jahren beträgt seine Restschuld rund 246.000 €. Entscheidet er sich für eine Sondertilgung von 20.000 €, sinkt die Restschuld unmittelbar auf etwa 226.000 € und er spart Millionen an Zinsen über die Restlaufzeit ein.
Die Restschuld ist eine Schlüsselgröße für jede Kreditplanung. Sie bestimmt die verbleibenden finanziellen Verpflichtungen, beeinflusst die Anschlussfinanzierung und ist Grundlage für jede Art von Sondertilgungen. Durch gezielte Strategien wie Sondertilgungen, Anpassung der Tilgungsrate oder Umschuldung kann die Restschuld effektiv reduziert und Zinskosten gespart werden.